Fussball ist mehr als Sport - Fussball verbindet Menschen

01.02.2016 12:29 von Rechner Uli (Admin)

Götzingen. (jm) „Fußball ist mehr als Sport – Fußball verbindet Menschen!“, die Bestätigung dieser Aussage brachten die Fußball-Girls des TSV Fortuna jetzt als in der Praxis bestätigte eigene Erkenntnis aus ihrer Uganda-Exkursion mit. Seit einigen Tagen sind Aida Aubakir, Katharina Fischer, Alicia Heffner und Marie Müller wohlbehalten wieder zurück in der Heimat. Sie waren mit einem Helfer-Team der Seelsorgeeinheit Adelsheim-Osterburken-Seckach nach Bukuumi in Uganda gereist, wo die SE seit 25 Jahren ein Waisenprojekt betreibt. Die jungen Fußballerinnen hatten die Vision, im Schlepptau der Helfer-Crew dort ein Fußballcamp für Kinder und Jugendliche zu organisieren unter dem Motto „... you’ll never walk alone!“, wollten damit vor allem Mädchen ansprechen, die ja in Afrika aufgrund der Tradition noch immer weitgehend als „zweitrangig“ angesehen werden. Obwohl Uganda stark christlich geprägt ist und nur zu etwa 8 % islamisch ist, herrscht dort aus der Historie heraus noch weitgehend ein solches Frauenbild vor. Die Mädchen hatten sich unter Anleitung ihres Trainers Thilo Jaufmann und Dank der Erfahrungen in der SE aus der Waisenarbeit so gut wie möglich vorbereitet. Sie erfuhren nach Bekanntwerden ihrer Idee vielseitige Unterstützung, insbesondere auch durch befreundete Sportvereine und den Badischen Fußball-Verband (BFV). So wurden im Vorfeld bereits knapp 500 Kilogramm Material wie Trikots, Fußballschuhe, Fußbälle, Tore und Netze etc., nach Uganda verfrachtet. Zusätzlich bestand das Reisegepäck noch weitgehend aus Sportmaterial und Geschenkartikeln. So traten die Soccer-Girls gut vorbereitet und absolut fokussiert ihre Reise an – aber doch auch mit etwas Hoffen und Bangen, denn sie starteten immerhin „in ein Experiment“. Und um es vorweg zu nehmen – dieses verlief so gelungen und erfolgreich wie sie es sich nie erträumt hätten.  

 

Ein seit Dezember bereits im Auftrag der SE in Bukuumi weilendes Helferteam hatte mit Plakaten schon eifrig für das 6-tägige Soccer-Camp geworden. Ein regionaler Radiosender hatte übrigens auch davon erfahren, das Event vielfach angekündigt und auch über den gesamten Verlauf begleitet und kommentiert. Bei ihrer Ankunft waren die jungen Fußball-Botschafterinnen überrascht von dem überaus herzlichen Empfang in Bukuumi, aber vor allem überwältigt von dem ungeahnten Zuspruch für ihr Vorhaben. Da beteiligten sich nämlich täglich über 500 Mädchen und Jungen am Training sowie den Tänzen und Spielen des Rahmenprogramms, sie kamen aus weitem Umkreis und nahmen teilweise stundenlange morgendliche Anmärsche und abendliche Heimwege in Kauf, manche sogar Tagesmärsche und verweilten über Tage vor Ort. Glücklicherweise bot spontan das Lehrerteam einer Secondary-School am Ort seine Unterstützung an, sonst hätte man anlässlich der Teilnehmerzahl gerade wegen der sprachlichen Probleme, viele Kinder sprechen nicht Englisch sondern nur die Stammessprache Runyoro, wohl ob der enormen Teilnehmerzahl ein kaum zu lösendes organisatorisches bzw. sprachliches Problem bekommen. Erfreulicherweise haben sowohl die örtlichen Mitbetreuer als auch die Jugendlichen selbst die ihnen aufgezeigten „neuen“ Trainingsmethoden rasch verinnerlicht und engagiert umgesetzt. Diese für sie neue Art Fußball zu trainieren – technische Übungen mit mehreren Bällen, Laufintervalle, Fitnessübungen etc. – wurde spontan übernommen und mit Begeisterung betrieben. Da waren durchaus „Naturtalente“ zu erkennen, besonders erfreulich war jedoch, dass sich vor allem auch die Mädchen zahlreich beteiligten und so sogar Mädchenmannschaften im sportlichen Betrieb aktiv dabei waren.  

 

Überwältigend da völlig unerwartet dann auch das Interesse an einem ganz spontan organisierten kleinen Turnier zwischen drei Fußballvereinen der Kommunen Bukuumi und Kakumiro, quasi einem reinen Lokalderby-Turnier. Über 2.500 Zuschauer hatten sich eingefunden und verfolgten mit großer Begeisterung und afrikanischem Temperament die Begegnungen. Die für uns unvorstellbaren Platzverhältnisse – abfallendes und unebenes Gelände, übersät mit Löchern und kleinen Erdhügeln, Rasen nicht gemäht lediglich abgeweidet – waren ob der Intensität des Geschehens zweitrangig. Unbeschreiblich die Freude bei den Fußballern und Fußballerinnen beim Verteilen von rund 500 Trikots, vielen Fußballschuhen, Fußbällen etc., für uns quasi im Überfluss Lebenden aber vielleicht zu definieren an diesem Aspekt: Bei den Turnierspielen waren ein Drittel der Spieler/Innen mit Fußball-, ein Drittel mit Turnschuhen und ein Drittel barfuß auf dem Platz. Die Fußball-Botschafterinnen mussten auch erfahren, wie problematisch und kaum erreichbar ein Arzt beispielsweise bei einer Sportverletzung ist, wie umfassend dagegen und wertvoll aber trotzdem kaum wertgeschätzt die ärztliche Versorgung in Deutschland ist.

 

Die überschwängliche Freude der Kinder aber auch der Erwachsenen im Verlauf des Fußball-Camps und auch danach war gepaart mit großer und vielfältig gezeigter Dankbarkeit gegenüber den Soccer-Girls und dem Betreuer-Team, demonstriert durch offene Herzlichkeit und große Zuneigung. Glaubhaft und überzeugend vermittelten die Ugander den „Muzungus“ (Weißen) das Gefühl, etwas Richtiges getan zu haben. Die experimentelle Mission der Sportlerinnen verlief ohne Frage äußerst erfolgreich, ja gestaltete sich in Kooperation mit dem Waisenprojekt als ein kleines aber effektives Stückchen Entwicklungshilfe. Das gleichzeitig dort weilende Helferteam baut derzeit nämlich zudem eine Wasserversorgung für Waisenanlage und Kommune auf. Unverkennbar war beim emotionalen Abschied nach den ereignisreichen gemeinsamen Tagen auf beiden Seiten schon etwas Wehmut zu verspüren, gleichzeitig aber auch die Hoffnung auf ein weiteres Zusammentreffen – das vielstimmige „Webale muno! Norangirwa kugaruka!“ (Vielen Dank! Ihr müsst bitte wieder kommen!) kam von Herzen, war ehrlich gemeint.

 

Diese Reise auf einen uns noch immer ziemlich fremden Kontinent - alles andere als eine Urlaubsreise, schon eher eine der Adventure-Tour – bot den Fußball-Mädels natürlich auch die Gelegenheit, über die Menschen und ihr Leben einiges zu erfahren, von Landschaft und Tierwelt etwas zu sehen. Das war kaum minder beeindruckend als die Kontakte mit der Bevölkerung, die unbedingt im Vordergrund standen. Welches Echo das Unterfangen dort in der Region fand, und welche Bedeutung vor allem auch dem Engagement der Seelsorgeeinheit in der Waisenbetreuung beigemessen wird, zeigt wohl am deutlichsten die Tatsache, dass die Fußball-Girls sowie ganze dort weilende Helferteam – Klaus Öppling, Thilo Jaufmann, Karl-Heinz-Dörsam, Miriam Biermayer, Jeanette Müller, Thomas Apiarius, Florian Bauer, Martin Hornung – zu einer Audienz beim Bischof der Diözese Hoima eingeladen waren. Auch das ganz sicher ein Highlight für die Teilnehmer. Beeindruckend fanden sie außerdem auch das Miterleben eines Jubiläumsgottesdienstes aus Anlass der 25-jährigen Kooperation, in dessen Verlauf die sehr temperamentvolle Lebensweise und positive Lebenseinstellung deutlich zum Ausdruck kam und regelrecht zu „spüren“ war.

 

Diese Hilfs-Exkursion, welche alle Teilnehmer übrigens völlig auf eigene Kosten unternahmen, bescherte den jungen Fußballerinnen wirklich sehr nachhaltige Eindrücke und wertvolle Erkenntnisse, ganz sicher aber auch mehr Zufriedenheit mit den Lebensverhältnissen zu Hause und Dankbarkeit für das Glück, gerade in Deutschland geboren worden zu sein. Das vor allem, da sie ja mehrfach Gelegenheit hatten bei Einladungen auch die für uns nicht vorstellbaren ärmlichen Lebensumstände der Familien kennen zu lernen. Die Erinnerungen an die  Scharen fröhlicher und lachender Kinder und vor allem die Blicke in strahlende Kinderaugen werden sie lange begleiten. Keineswegs überraschend resümieren die Fußball-Girls daher aufgrund der so prägnanten Beobachtungen nach ihrer Rückkehr ein unvergessliches und nachwirkendes Erlebnis und finden das Zitat des weltweit anerkannten kenianischen Ökonomen James Shikwati absolut zutreffend, wenn er feststellt: „Wer Afrika wirklich helfen will, darf das nicht allein mit Geld tun!“. Unüberhörbar klang bei den äußerst emotionalen Berichten der jungen Sportlerinnen über ihren Trip auf den exotischen Kontinent unisono die Hoffnung durch, möglichst wieder einmal nach Uganda reisen und sich dort in dem Projekt in Bukuumi einbringen zu können.              jm

 

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