TSV-Mitglieder waren in Uganda

24.01.2013 11:24 von Rechner Uli (Admin)

Götzingen. (jm) „Entwicklungshilfe heißt: Arme Leute eines reichen Landes spenden Geld für die Reichen eines armen Landes!“, so analysierte das kürzlich ein Kabarettist ironisierend und etwas überzeichnet, aber durchaus zutreffend. Das macht zu Recht nachdenklich. Doch Hilfen, die Spenden an die Uganda-Hilfe der Seelsorgeeinheit Adelsheim – Osterburken – Seckach bringen, oder die direkten Hilfen vor Ort durch die Hilfsmissionen von Helfer-Teams sind da absolut auf einem anderen Niveau einzuordnen.

 

Vor einigen Tagen kam nach 2-wöchigem Aufenthalt das zu Jahresanfang nach Uganda gereiste TSV-Team wieder zurück. Die Helfer zogen jetzt eine kurze Zwischenbilanz zur Abstimmung mit dem nächsten Helfer-Team, das morgen von Frankfurt via Kairo nach Entebbe aufbricht. Recht bestürzt waren die erstmals nach Bukuumi mitgereisten Team-Mitglieder ob der großen Not und der für uns teilweise kaum vorstellbaren Lebensumstände, die sie dort zur Kenntnis nehmen mussten. Gleichzeitig aber, so berichten die Rückkehrer, geben die Entwicklungen beim Projekt sowie die gemachten Beobachtungen Anlass zu Hoffnung und Optimismus. Die Hilfe kommt an, es geht mit dem Kinderprojekt voran, auch wenn es ein steiniger und schwieriger Weg ist, da sich durch die afrikanische Kultur und deren Traditionen immer wieder Klippen auftun. Doch die intensive Kontaktpflege greift, es gibt Fortschritte, die Früchte der Spenden und der nachhaltigen Betreuung sind erkennbar. Das betonte auch Father Bonifaz, Bukuumis Pfarrer, der in seiner sonntäglichen Predigt verbunden mit herzlichem Dank für alle Hilfen den Friedenspfahl-Triangel Bukuumi – Seckach – Götzingen als Symbol friedlichen Miteinanders und segensreicher Unterstützung und Anleitung herausstellte. Unisono unterstrichen die Helfer die freundliche Aufnahme vor Ort und vor allem die Herzlichkeit und Dankbarkeit der Kinder, die gerade als Waisen eine Betreuung und Versorgung wie in der Anlage zuvor auch nicht annähernd kannten. Beeindruckend für die Helfer war auch ein kurzer Trip in den „Queen-Elisabeth-Nationalpark“, dessen Landschaft und Tiervielfalt begeisterte.

 

Sichtbarster Ausdruck des Vorankommens ist wohl der Kindergarten „St. Anthony“, der sich nach der Sanierung (neuer Boden, neue Anstriche, neue Möbel) schmuck und ansprechend darstellt. Das zur Komplettierung vorgesehene „Kitchen-House“, das wirtschaftlicheres Kochen und  ein wetterunabhängiges Versorgen der derzeit rund 80 Kinder ermöglicht, steht bereits im Rohbau. Auch im Waisen-Internat, das derzeit ca. 60 Kinder beherbergt und aufgrund der dortigen Lebensumstände künftig verstärkt Mädchen betreuen soll, laufen Sanierungsarbeiten. So wird beispielsweise ein kleines „Guest-House“ ausgebaut mit Räumen für die Unterbringung von Helfern oder Gästen, das auch für Krankenpflege genutzt werden könnte. Weiter verbessert werden muss in Abstimmung mit dem Personal vor Ort die medizinische Versorgung der Internatskinder. Kontakte bezüglich eines regelmäßigen Ärztedienstes wurde bereits geknüpft. Angedacht ist außerdem die Aktualisierung einer durch Ordensschwestern betreuten Krankenstation der Pfarrgemeinde. Wenn möglich sollte diese auch zur Entbindungsstation erweitert werden, da im weiten Umkreis keine solche Einrichtung besteht.

 

Deutlich wurde auch eine Vertiefung der Kontakte zur Bevölkerung. So kamen zu einem vom Helferteam initiierten Fußballspiel zwischen den Nachbargemeinden Bukuumi und Kakumiro über 400 Zuschauer. Die tolle Atmosphäre dabei wurde keineswegs beeinträchtigt dadurch, dass der Sportplatz nicht gemäht war (natürlich hat man keinen Rasenmäher) oder dass vor dem Anpfiff die weidenden Kühe vom Spielfeld getrieben werden mussten. Groß war die Freude verständlicherweise über die als Präsent mitgebrachten Bälle und gar überschwänglich über vier Sätze Trikots, die dem Helferteam durch befreundete Sportvereine aus Eberstadt und Reisenbach sowie der Beamten-Fußballgruppe der JVA zur Verfügung gestellt wurden. Unter der Regie des „Sommermärchen-Teams“ bestritten beide Teams mit Enthusiasmus und viel Engagement, teilweise spielten die Akteure sogar barfuß, das Lokal-Derby, das nach Verlängerung 1:1 endete. Die abschließend überreichten Erinnerungs-Pokale bedeutenden für beide Vereine ein Novum und lösten große Begeisterung aus. Das Sportereignis ging über in eine Feier mit Tanzen sowie kleinem Gitarren-Konzert mit Liedvorträgen von Thomas Apiarius (Eberstadt) als Gruß aus Deutschland, auch das dort ein ungewohntes Ereignis. Die Spielführer beider Teams bedankten sich ganz herzlich und betonten die Einmaligkeit eines solchen Erlebnisses für ihre Vereine und Gemeinden.

 

Wenn morgen sozusagen im „fliegenden Wechsel“ Florian Bauer (Götzingen), Lisa Fischer (Gerichtstetten) und Lothar Huhnstock (Leibenstadt), auch wieder auf eigene Kosten, als nächste Crew starten, haben sie konkrete Aufgaben sowie neue Visionen im Gepäck. Sie werden die Fertigstellung von „Kitchen-House“ und „Guest-House“ vorantreiben und ebenso verschiedene Sanierungsarbeiten und Unterhaltungsmaßnahmen. Außerdem steht ein Meeting mit dem örtlichen Führungs-Komitee zur Konkretisierung der Kriterien und Regeln der künftigen Leitung und Unterhaltung des Internates auf dem Plan, ebenso die Vertiefung und Ausweitung der Kontakt mit der Bevölkerung zur besseren Involvierung des Waisenprojektes in der Einwohnerschaft Bukuumis. Da Florian Bauer 3 Monate in Uganda bleiben und sich so gemeinsam mit einer Entwicklungshelferin aus Malta längerfristig in die Arbeit am Projekt einbringen wird, ergibt sich erstmals die Gelegenheit, Betrieb und Verwaltung von Internat und Kindergarten über einen längeren Zeitraum zu beobachten und so sicherlich auch zu beeinflussen und hoffentlich zu verbessern. Darüber hinaus möchte er die Zeit nutzen, in Eigeninitiative und auf eigene Kosten die Energieversorgung in der Anlage zu verbessern. Zum einen hat er eine 90-Watt-Solaranlage im Gepäck, mit der er die Stromversorgung des „Guest-House“ und die Internet-Kommunikation von dort aus sichern möchte. Weiter plant er mittels einer Kleinwindanlage nach dem Savonius-Prinzip, im Modell von ihm bereits getestet, zunächst einmal durch LED-Beleuchtung die Benutzung der im Außenbereich der Anlage liegenden Toiletten durch die Kinder auch nachts zu ermöglichen. Errichtet werden soll diese Anlage aus Recycling-Material vor Ort, lediglich den erforderlichen Dynamo bringt er aus Deutschland mit. Im Erfolgsfalle sind Weiterungen vorgesehen. Vielversprechende Ideen also. Entwicklungshilfe solcher Art bringt Fortschritt und Hilfe in kleinen aber erfolgreichen Schritten, fällt sicher nicht in die durch den international renommierten ugandischen Journalisten Andrew Mwenda,  der wegen seiner Recherchen und Bericht schon im Gefängnis landete, sehr negativ bewertete Kategorie, zu der er meint „Ursache für Armut in weiten Teilen Afrikas sind die schlechten Regierungen dort. Diesen Hilfsgelder anzuvertrauen ist so, als würde man Dracula zum Verwalter einer Blutbank machen!“.   jm. 

 

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